Im Rahmen der GANNET53-Studie werden während Ihrer Behandlung neben den routinemäßig durchgeführten Blutproben zusätzliche Blutproben für wissenschaftliche Laboruntersuchungen abgenommen. Dadurch kommt es allerdings nicht zu einem häufigeren „Stechen“, sondern diese zusätzlichen Blutproben werden im Rahmen der routinemäßigen Blutabnahmen abgenommen. Falls bei Ihnen eine Punktion von Bauchwasser (Aszites) aufgrund von Beschwerden notwendig oder geplant  ist, kann das entnommene Bauchwasser mit Ihrem Einverständnis ebenfalls für wissenschaftliche Laboranalysen verwendet werden. Wenn Sie einverstanden sind, wird eine Biopsie des wiederaufgetretenen Tumors durchgeführt (freiwillig) und das entnommene Tumorgewebe im Labor wissenschaftlich untersucht.

Durch diese Untersuchungen von Blut, Bauchwasser und Tumorgewebe (Biomaterialien) sollen die besondere Tumorbiologie sowie mögliche Faktoren, die die Prognose und das Therapieansprechen beeinflussen, analysiert werden. Man nennt diese Faktoren Biomarker. Sie dienen als Indikatoren zur Messung der Erkrankung. Es soll erforscht werden, ob diese Faktoren Entscheidungshilfen für künftige Behandlungen darstellen und dadurch der Krankheitsverlauf von Patientinnen verbessert werden kann. Für Sie ist wichtig zu wissen, dass diese Untersuchungen  von Biomaterialien ohne direkten Bezug zu Ihrer Person durchgeführt werden. Das heißt, die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden nicht für die Planung oder Überwachung Ihrer aktuellen Behandlung verwendet. Die entnommenen Proben werden dazu genutzt, Krankheitsprozesse besser zu verstehen oder tiefere Einblicke in die Wirkung der neuen Behandlungsform zu bekommen. Dies ist entscheidend für den medizinischen Fortschritt. Zukünftige  Patientinnen mit derselben Erkrankung wie Sie könnten von diesen wissenschaftlichen Laboranalysen profitieren.

Was wird genau analysiert? Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Laboranalysen liegt auf  der genauen Charakterisierung des so genannten p53-Status des Eierstocktumors:

Man unterscheidet bei Eierstockkrebs Typ I- und Typ II-Tumore, wobei Letztere mehr als 70% aller Eierstockkrebserkrankungen ausmachen. Fast alle Fälle dieser Typ II-Tumore (96%) sind durch eine Veränderung( Mutation) eines Eiweißmoleküls (Protein p53) gekennzeichnet. Dieses Eiweißmolekül hat normalerweise eine Schutzfunktion inne, indem es die Zellteilung, Zellreparatur, Zellalterung und den Zelltod reguliert.

Durch die Mutation verliert es allerdings diese Schutzfunktion, so dass sich geschädigte Zellen unkontrolliert teilen können. Das kann zur Entstehung von Krebs führen. Es ist daher unser Ziel, möglichst viele Informationen über den p53-Status des Tumors der Studienteilnehmerinnen von GANNET53 zu erhalten. Zu diesem Zweck werden die entnommenen Gewebeproben im Labor auf verändertes (mutiertes) p53 analysiert.

Untersuchungen an der Universitätsmedizin Göttingen haben gezeigt, dass mutierte p53-Moleküle auf das Vorhandensein eines sogenannten Hitzeschockproteins Hsp90 angewiesen sind. Die beiden Moleküle bilden zusammen einen Komplex, wodurch es zu einer starken Anreicherung von verändertem (mutiertem) p53-Eiweiß in der Zelle kommt. In unserer klinischen Studie kommt ein neues Medikament namens Ganetespib zur Anwendung. Dieses Medikament führt zu einem Aufbrechen des Komplexes zwischen dem Hitzeschockprotein Hsp90 und dem verändertem p53-Eiweiß. Dadurch wird es der Zelle wieder möglich, das veränderte, schlechte p53-Eiweiß abzubauen.

Neben der Analyse von p53 werden auch andere Faktoren (Biomarker), die möglicherweise den Krankheitsverlauf beeinflussen, analysiert.

Ziel dieser wissenschaftlichen Laboranalysen ist es, Labortests zu entwickeln, mit denen zukünftig das Ansprechen auf die neue Therapieform besser kontrolliert und vorausgesagt werden kann.